„GTA 6“-Leak: „Viel Arbeit für die Tonne“ (2024)

Spielehersteller gehackt

„GTA 6“-Leak: „Viel Arbeit für die Tonne“

„GTA 6“-Leak: „Viel Arbeit für die Tonne“ (1)

Eine Rennszene aus „Grand Theft Auto V“.

Quelle: Rockstar

„Grand Theft Auto“ gehört zu den beliebtesten Videospielen aller Zeiten. Nun wurde Hersteller Rockstar gehackt. Was das für den neuen Teil der Reihe bedeutet– und wie der Hacker in das Gamesimperium eindringen konnte.

Es ist das vielleicht meisterwartete Spiel der Welt: „GTA VI“, der sechste Teil der Videospiel­reihe „Grand Theft Auto“. Bei GTA wird eine Großstadt-Verbrecherkarriere simuliert – es wird geraubt, geschossen, der Protagonist knackt am laufenden Band Autos. Nun ist die Entwicklerfirma Rockstar selbst bestohlen werden, und zwar ebenfalls im großen Stil: Ein Hacker veröffentlichte am Sonntag mehr als drei Gigabyte Material, darunter 90 Videos mit Spielszenen des frühestens 2024 erwarteten Blockbusters.

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Seit 2013 warten Fans auf den Nachfolger von „GTA V“, dem hinter „Minecraft“ meistverkauften Videospiel der Geschichte. Mehr als 380 Millionen Spiele setzte Rockstar mit der GTA-Reihe weltweit ab. Zum Vergleich: Die Bände der Harry-Potter-Saga verkauften sich mehr als 500 Millionen Mal – anderes Genre, aber ähnliches Kaliber. Der GTA-Datenklau gilt deshalb als eines der größten Leaks der Spiele­geschichte.

Knackpunkt Quellcode

Der Hacker „teapotuberhacker“ teilte seine Beute in einem GTA-Forum. Zu sehen sind erste Sequenzen aus „GTA VI“, wahrscheinlich aus einem früheren Entwicklungs­stadium. Die Videos bestätigen unter anderem das Gerücht, dass die Reihe erstmals eine weibliche Hauptfigur bekommen soll. Im Internet beschwerten sich viele User und Userinnen über die Qualität der Grafik und der Animationen – dabei lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beurteilen, wie das fertige Spiel einmal aussehen wird.

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Weitaus gravierender für Rockstar: Der Hacker soll auch im Besitz von Teilen des Quellcodes sein – sowohl von „GTA V“ als auch von „GTA VI“. Der Quellcode ist elementar für die Entwicklung eines Spiels. Sollte sich dieser verbreiten, könnten Cheats erstellt werden, mit denen „GTA“-Spieler beispielsweise virtuell unverwundbar werden. Außerdem ermöglicht der Code Konkurrenten Einblicke in die Architektur des Spiels. Betroffen davon wäre auch der beliebte Online-Multiplayer-Modus GTA Online, dem „GTA V“ zugrunde liegt. Seit 2013 machte Rockstar mit dem Spiel 8 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Zweierlei Wahrnehmung

„Sollte sich das bewahrheiten, müssten Teile des Codes neu geschrieben werden. Dann wäre viel Arbeit für die Tonne“, sagt Christian Schmidt, Professor für Game-Design an der Hochschule Macromedia. Die Entwickler müssten nun ohnehin erst einmal Sicherheits­lücken schließen, wodurch sich die Veröffentlichung von „GTA VI“ verschieben könnte.

Das enorme Echo auf das Leak hänge mit der Bedeutung der Spielereihe für die Branche zusammen, sagt Schmidt. „GTA gilt als Benchmark, was technische Neuerungen und Spielkultur angeht.“ Die teilweise vernichtenden Reaktionen auf die geleakten Informationen spiegeln für ihn eine neue Anspruchs­haltung wider. „Für viele Fans war der Tenor: Es ist allerhöchste Zeit, dass so ein Leak kommt. Sie wollen über die Entwicklung informiert werden. Der Konsument bildet sich ein, ein Mitbestimmungs­recht zu haben, weil er so viel Zeit und Mühe in das Spiel steckt.“

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Christian Schmidt ist Professor für Game-Design an der Macromedia-Hochschule.

Quelle: Macromedia Hochschule

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Das Leak werde von vielen als „rechtschaffener Versuch von Transparenz­machung“ verstanden, so Schmidt. Dabei verkennen viele Fans den kriminellen Antrieb dahinter. Insider berichten, dass der Hacker versucht haben soll, die Entwicklungs­firma Rockstar mit den Quellcodes zu erpressen. „teaporuberhacker“ soll zudem hinter einem Leak beim Fahrdienst­leister Uber stecken, das letzte Woche bekannt wurde. Gegenüber der „New York Times“ gab er an, 18 Jahre alt zu sein. Auf RND-Anfrage bezeichnete der deutsche Branchenverband „game“ ein Leak dieser Art als „erhebliche strafbewährte Sicherheits­verletzung“ – die besonders schwerwiegend sei, wenn es sich um die Veröffentlichung von Quellcode handle.

Ein Chatprogramm als Sicherheitslücke

Rockstar bestätigte das Leak mittlerweile offiziell und bezeichnete es als „Einbruch in unser Netzwerk“. Das Einfallstor für den Hacker war ein firmeninterner Slack-Kanal; Slack ist ein Chatprogramm, über das sich Mitarbeiter einer Firma austauschen können. „teaporuberhacker“ gab an, dass die Dateien dort zwischen Angestellten geteilt worden seien.

„Slack ist immer ein Risiko, wenn man dort viele Leute reinlässt und keinen Überblick mehr hat“, sagt Michael Zillmer, COO von Deutschlands zweitgrößtem Spieleentwickler Innogames.

Auch Innogames, das auf Handy- und Browserspiele spezialisiert ist, sieht das Risiko eines Hackerangriffs. „Wir werden versuchen, alles dagegen zu tun.“ Man könne sich aber gegen Leaks nicht komplett absichern, dafür seien die Einschränkungen zu groß. „Dann müsste man nur noch in einem bestimmten Raum produzieren, dürfte keine Handys oder USB-Sticks mehr in die Firma nehmen“, sagt Zillmer.

Innogames setze bei seinen Mitarbeitern dagegen auf das Vertrauensprinzip. „Jeder weiß, welche neuen Spiele kommen. Wir haben aber auch die sehr klare Erwartungshaltung, dass diese Infos intern bleiben müssen.“

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Gamingleaks häufen sich

Dem aktuellen Hackerangriff auf Rockstar gingen einige weitere prominente Leaks voraus. Im April 2020 wurde der Quellcode des Shootingspiels „Counter-Strike: Global Offensive“ veröffentlicht. Im Februar 2021 stahlen Cyber­kriminelle den Code zweier Spiele des Entwicklers CD Project Red („The Witcher 3“ und „Cyberpunk 2077“). Die Daten wurden angeblich im Darknet für mehrere Millionen Dollar an den Meistbietenden verkauft. Und im Juni wilderten Hacker beim Spielegiganten Electronic Arts. Dabei gehen die Kriminellen inzwischen häufig mit Ransomware vor, um die erfolgreichen Spiele­hersteller zu erpressen. Die Gamesbranche boomt seit Jahren, ihr weltweiter Umsatz lag 2021 geschätzt bei 180 Milliarden Dollar.

Wie im Fall von „GTA VI“ versuchen Hacker, die steigende Popularität von Videospielen auszunutzen. Als bislang größtes Leak der Spielehistorie galt bislang ein Fall aus dem Jahr 2003. Damals wurde eine unfertige, aber spielbare Kopie des beliebten Shooters „Half-Life 2“ entwendet. Das Leak warf die Entwicklung des Spiels um ein Jahr zurück. Und so könnte – bei aller Aufregung um die neuen Einblicke – das aktuelle Leak für GTA-Fans vor allem eines bedeuten: dass sie noch viel länger warten müssen.

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